... es geht weiter!

12. Woche: Sei fröhlich...

Ist das zu platt?...ich meine diese Aufforderung.

Kann mich jemand etwa zur Fröhlichkeit zwingen, sie mir befehlen, mich dazu auffordern?

„Lach doch mal!“ – wie ich so einen Satz gehasst habe. Ich erinnere mich noch genau daran: ich war ungefähr 13/14, im Konfirmandenunterricht und mitten in der Pubertät. Bestimmt kein einfacher „Fall“ für meine Eltern und auch die Lehrerinnen und Lehrer. Was mit einer tun, die schon mit der Körperhaltung ausdrückt: „Ich wär´am liebsten gar nicht hier…“, der die Haare im Gesicht über die Augen hängen so nach dem Motto „bloß nichts sehen und gesehen werden.“

Und dann die fröhliche Aufforderung meines Gegenübers: „Lach doch mal!“

Da hatte der andere/die andere doch genau gesehen, dass mir eben nicht nach Lachen zumute war. Wie peinlich und blöd. Ertappt?!

„Seid fröhlich…“ – das schreibt der Apostel Paulus den Menschen in der christlichen Gemeinde in Rom. Das waren damals, weiß Gott, keine fröhlichen Zeiten. Besonders nicht für Menschen, die den christlichen Glauben angenommen hatten. Und der frühere Christenverfolger und jetzt Missionar wusste das. Er spricht hier aus Erfahrung, wenn er nach Rom schreibt:

Römer 12, 9 Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt. Verabscheut das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute. 10 Lasst im Umgang miteinander Herzlichkeit und geschwisterliche Liebe zum Ausdruck kommen. Übertrefft euch gegenseitig darin, einander Achtung zu erweisen.   11 Lasst in eurem Eifer nicht nach, sondern lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch immer stärker werden. Dient dem Herrn.   12 Freut euch über die Hoffnung, die ihr habt. Wenn Nöte kommen, haltet durch. Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen. 13 Helft Gläubigen, die sich in einer Notlage befinden; lasst sie mit ihrer Not nicht allein. Macht es euch zur Aufgabe, gastfreundlich zu sein. 14 Segnet die, die euch verfolgen; segnet sie, verflucht sie nicht. 15 Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen. 16 Lasst euch im Umgang miteinander davon bestimmen, dass ihr ein gemeinsames Ziel habt. Seid nicht überheblich, sondern sucht die Gemeinschaft mit denen, die unscheinbar und unbedeutend sind. Haltet euch nicht selbst für klug.

Überschrieben ist dieser Abschnitt in der „Neuen Genfer Übersetzung so:

Das Leben in der Gemeinde. Das Verhalten gegenüber Nichtchristen

Lies diesen Text einmal in Ruhe und Satz für Satz durch. Ist Dir etwas von dem, zu dem dieser Text auffordert in letzter Zeit schwergefallen? Was und warum?

Ja, zugegeben, ich habe hier eine andere Übersetzung gewählt – einfach, weil ich sie gefälliger und eingängiger finde. Dabei habe ich in Kauf genommen, dass die Aufforderung zur Fröhlichkeit etwas anders formuliert ist. Bei Luther heißt es im Vers 12 so: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Paulus wollte mit diesen Worten die Menschen stärken und sie auf der anderen Seite auch wissen lassen: Ich weiß, wie ihr Euch fühlt!

Also: Eine solche Aufforderung müssen und sollen wir nicht zunächst als Angriff hören, auch nicht als Befehl, sondern als Hilfe zur Erinnerung:

Erinnert euch doch: Es gibt einen Grund für Euch, fröhlich zu sein!!!

Tja, welchen denn?

Das Bild (s. vorne) bringt den Zusammenhang zwischen Hoffnung und Fröhlichkeit zum Ausdruck. Ein aufgesprühtes Gesicht schaut uns schmunzelnd entgegen. Das Verkehrszeichen, um das es geht, ist eine Absperr- oder Leitbake. Diese Bake verliert ihr warnendes Aussehen. Die rot-weißen Streifen werden zum farbigen Hintergrund für dieses Lächeln. Zusammen mit dem satten Grün einer Tür oder eines Containers. In dieser Zusammenstellung wirkt das Ganze überraschend und witzig. Das Grün betont zudem die Hoffnung. „Grün ist die Hoffnung“, heißt es ja auch. Und alles zusammen verleiht dem Wort: „Seid fröhlich in der Hoffnung“, eine fast provozierende Unbeschwertheit.

Paulus nennt „Hoffnung“ und „fröhlich“ in einem Atemzug. Können wir das nachvollziehen, bringen wir das in eins?

Oder sind wir doch eher skeptisch so nach dem Motto – ob ich hoffen soll….mal sehen….

Welcher Typ bin ich denn: der hoffnungsfrohe, positiv aufgeschlossene, erwartungsfrohe Mensch oder eher skeptisch, mit Vorbehalten belastet, abwartend, manchmal sogar pessimistisch…

Rein sprachlich gesehen ist das Gegenteil von Hoffnung Hoffnungslosigkeit. Und wer keine Hoffnung hat, der ist eben niedergeschlagen und deprimiert. Das ist, glaube ich, wirklich so: Wer Hoffnung hat, der hat eine positive Grundstimmung, der erwartet Gutes von dem, was kommt. Selbst wenn sich ein Hindernis zeigt oder ein Stein im Weg liegt.

Wer hofft, wird sagen: „… da wird sich schon ein Weg finden. Steinen kann man aus dem Weg gehen, und Hindernisse sind dazu da, dass man sie überwindet.“

Wer Hoffnung hat, der sieht die Sonne auch dann noch, wenn der Himmel wolkenverhangen ist. Er schließt die Augen und es ist ihr, als sei es hell.

Wer Hoffnung hat, bei der ist das Glas immer halbvoll und nicht nur halbleer.

Anders sieht es aus für den, der wenig oder keine Hoffnung hat. Da wird sich jemand weniger zutrauen, da wird einer schneller entmutigt sein. Wer keine Hoffnung hat, tut sich schwer damit, aus seinem Schneckenhaus herauszukommen; er wird leichter enttäuscht und kommt nicht so schnell wieder auf die Beine. Wer keine Hoffnung hat, sieht die Welt nur grau, wenn der Himmel voller Wolken ist. Ohne Hoffnung haben wir keine positive Motivation auf Zukunft hin.

Oder anders herum: Wer hofft, verhält sich positiv zur Zukunft.

So war es bisher und so wird es auch in Zukunft sein: Da gibt es Phasen, da fühlen wir uns getragen, und wir sind zuversichtlich. Wir trauen uns etwas zu und sind voller Schwung. Und dann greifen wieder Fragen nach uns, wir werden unsicher. Es beschwert uns etwas und wir wissen nicht recht, wie wir das wieder los werden.

Und das ist auch kein Widerspruch, sondern eben das ganz normale Leben.

Paulus stellt seinem Wort zwei Begleiter an die Seite.

Freut euch über die Hoffnung, die ihr habt. Wenn Nöte kommen, haltet durch. Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen. Dadurch wird etwas deutlich: Es geht Paulus nicht darum, die rosarote Brille aufzusetzen. Er ist Realist durch und durch – kein Spinner.

Also gibt er zwei Tipps.

Der erste: „Seid geduldig in Trübsal“ - „Wenn Nöte kommen haltet durch.“

Paulus leugnet es nicht – schließlich hat er es in seinem eigenen Leben auch schon erleben müssen: es gibt Trübsal und Not – in seinem Leben, in deinem Leben, in meinem Leben.

Und dann? Das halbleere Glas sehen? Aufgeben? Stehenbleiben?

Paulus fordert zu Durchhaltevermögen und Geduld auf.

Zwei Tugenden, die nicht so angesagt sind…aber man kann das tatsächlich lernen.

Schließlich sind wir alle durch die Taufe Mitglieder eines Top-Teams 😊

Haltet durch, habt Geduld: es lohnt sich. Das Glas ist doch halb voll. Nach dem Weinen kommt auch wieder etwas zum Lachen und Freuen, nach dem Regen auch wieder Sonnenschein – wusste schon der alte Noah.

Der andere Tipp des Apostels lautet: „Haltet an am Gebet!“ - „Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen.“

Ja, das gibt es, dass es einem in die Sprache verschlägt. Dass man nicht mehr weiß, was man da sagen soll. Man beklagt sich bei Gott, aber irgendwie fragt man sich: Hört er eigentlich überhaupt zu?! Und dann stellt man vielleicht das Gebet ganz ein, oder betet seltener.

Wir haben zwei Gebete im Fundus, die passen immer: das Vater unser und das Glaubensbekenntnis – zwei Kerngebete, die uns auch immer, wenn wir sie sprechen zeigen: Du bist nicht allein mit deinen Hoffnungen, Erwartungen, Zweifeln, Freuden, deinem Ärger und auch deiner Not.

Beide Texte können solche sein, die einfach aus uns heraussprudeln, wenn anderes uns nicht mehr einfällt.

Ich habe es in meinem Leben schon mehrmals so erlebt. Da bin ich echt dankbar für.

Paulus möchte einfach, dass wir den Kontakt zu Gott nicht aufgeben. Zu ihm können wir sprechen, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Er versteht alles, was wir sagen – auch das Stammeln…

Seien wir also weiter – auch über die Distanz hinweg – im Gebet miteinander verbunden.

Dann können wir auch „fröhlich in Hoffnung“ sein!

Also: Lach mal!

Und bete mit mir (und Dietrich Bonhoeffer, von dem dieses Gebet stammt):

Herr, in mir ist es finster,

aber bei dir ist das Licht.

Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.

Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe.

Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede.

Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.

Amen.

Herzliche Grüße von

Heike Gabernig

Gemeindebüro

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Pfarrerin
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Küsterin
Caroline Gruß

Pfarrerin
Karin Schwark